„Anti Aging“ bedeutet aus dem englischen übersetzt etwa soviel wie „Gegen das Altern“ oder auch Altershemmung. Dabei geht es darum, den biologischen Alterungesprozess des Menschen hinauszuzögern, das Leben insgesamt zu verlängern und dabei eine möglichst hohe Lebensqualität im Alter sicherzustellen. In den letzten Jahren hat die Relevanz von Anti-Aging in der Medizin, Ernährungswissenschaft, Nahrungsergänzungsmittelindustrie, Kosmetikindustrie und Schönheitsindustrie allgemein wie z.B. im Zusammenhang mit Schönheitsoperationen, Fillern, Botox & Co. zugenommen. Der Grund liegt sicher darin, dass die Menschen heute in Deutschland und vielen anderen Ländern immer älter werden. Markige Marketingsprüche wie „40 ist das neue 30 und 50 das neue 40“ haben durchaus ihre Berechtigung, denn die meisten 40- und 50-Jährigen sind heute deutlich aktiver und jugendlicher als Gleichaltrige vor noch etwa 20 Jahren. Eine gestiegene Lebensqualität, soziale Absicherung, Fortschritte in der medizinischen Versorgung und neue Erkenntnisse der Alternsforschung, aber auch ein sich wandelndes gesellschaftliches Bild, sicher auch durch rückläufige Geburtenraten bedingt, dürften dazu beigetragen haben. Laut Wikipedia beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung 2015 neugeborener Jungen 77 Jahre und 9 Monate (im Vergleich 2010: 77 Jahre und 4 Monate) und bei neugeborenen Mädchen 82 Jahre und 10 Monate (im Vergleich 2010: 82 Jahre und 6 Monate).
Vor diesem Hintergrund machen sich immer mehr Menschen und natürlich auch Medizin und Forschung Gedanken darüber, wie man möglichst lange fit, gesund und jugendlich aussehend bleibt. Die schlechte Nachricht lautet: Den goldenen Schlüssel beim Streben nach langer Jugendlichkeit und Gesundheit gibt es leider nicht. Und es gibt auch nicht die „Wundermedizin“, die wir uns einverleiben können. Vielmehr sind es offensichtlich zahlreiche Faktoren, die auf den Alterungsprozess einwirken. Die gute Nachricht ist, dass jeder Einzelne eine Menge für Jugendlichkeit, Attraktivität und Fittness bis ins hohe Alter tun kann. Allerdings gilt auch hier der Spruch: Von nichts kommt nichts. Eingeninitiative, Disziplin und Konsequenz sind beim Streben nach langer Jugendlichkeit unabdingbar.
Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass es verschiedene Faktoren sind, die den Alterungsprozess beeinflussen. Unterschieden werden:
Hierzu zählt insbesondere der Telomerverlust, das sind die bestehenden Enden der Chromosomen, die Gene und damit die Erbinformationen enthalten. Bei jeder Zellteilung werden die Telomere verkürzt. Fällt die Telomerlänge unter ein kritisches Minimum, kann sich die Zelle nicht mehr weiter teilen. Die Folge sind Zelltod oder ein permanenter Wachstumsstopp. Durch diesen Effekt wird die zelluläre Lebenszeit begrenzt. Darüber hinaus gibt es Studien, die davon ausgehen, dass die Lebenserwartung zwischen 30% – 70% durch die Gene bestimmt wird.
Nachgewiesen ist, dass der Lebensstil und Umwelteinflüsse den Alterungsprozess bedingen und auf ihn einwirken. Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Bewegungsarmut, Stress, Übergewicht, ungesunde Ernährung, zu wenig Schlaf, Umweltgifte, Umweltverschmutzung sind einige dieser Faktoren, die sich ungünstig auf den Alterungsprozess auswirken.
Hormone haben einen großen Einfluss auf den Alterungsprozess. Im Lebensverlauf sinkt die Produktion verschiedener Hormone im Körper. Dies wird bspw. als Ursache für typische Alterserkrankungen wie Demenz, Arthrose, Knochenschwund und auch von Krebs angesehen.
Hier geht man davon aus, das im Körper biochemische Prozesse insbesondere durch freie Radikale ausgelöst werden, die für den Alterungsprozess und damit zahlreiche Alterskrankheiten verantwortlich sind. Freie Radikale entstehen im Körper selbst, als Abfallprodukte des Stoffwechsels, werden aber auch durch Umwelt und Nahrung aufgenommen. Sie gelten als potenziell zellschädigend.
Sicher ist etwas dran an dem Spruch: Du bist, was du denkst. Oder auch: Jeder schafft sich seine eigene Realität. Und es ist sicher auch nicht zu leugnen, dass es insbesondere hängende Mundwinkel und ein insgesamt verhärmt aussehendes Gesicht sind, die einen Menschen alt aussehen lassen. Dagegen wirken Lachfalten um die Augen sehr positiv und eine neugierige, aufgeweckte Lebenseinstellung kann einen Menschen auch bis ins hohe Alter jugendlich wirken lassen. Natürliche Schönheit kommt von innen und so hat auch beim älter werden die innere Einstellung einen enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden, was am Ende des Tages eben auch nach aussen strahlt.
In einigen Quellen wird die Meinung vertreten, dass eine Übersäuerung des Körpers einen negativen Einfluss auf den Alterungsprozess hat. Demnach entstehen durch die Zufuhr säurebildener Nahrungsmittel Schlacken infolge derer wichtige Nährstoffe und Vitamine gar nicht mehr zu den Zellen vordringen können und diese nicht mehr optimal versorgt werden. Lösungsansatz hier ist eine Entschlackung des Körpers und Konzentration auf Nahrungsmittel, die basisch sind bzw. basisch verstoffwechselt werden.
Wir können Einiges dafür tun, bis ins hohe Alter jugendlich und fit zu sein. Die folgende Aufzählung erhebt zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wenn man jedoch der aktuell verfügbaren Literatur zum Thema glauben darf, gehören sie zu den wirksamsten Strategien:
Man ist so alt wie man sich fühlt. Das an diesem Satz viel darn ist, zeigt eine bereits 1979 durchgeführte Studie. Die amerikanische Sozialpsychologin Ellen J. Langer startete ein Experiment mit 2 Gruppen älterer Männer zwischen Ende 70 und Anfang 80. Beide Gruppen lebten für eine Woche in einer Umgebung, die der von 1959 entsprach, als die Probanden demnach 20 Jahre jünger waren, also um die 60 Jahre alt waren. Es gab also bspw. Schwarz-Weiß-Fernsehen und Musik von Nat „King“ Cole und Filmen wie „Ben Hur“.
Eine der beiden Gruppen sollte sich außerdem vorstellen, es sei tatsächlich das Jahr 1959. Sie sollten alles ausblenden, was nach dieser Zeit geschah. Die andere Gruppe sollte sich nur mit dem auseinanderzusetzen, was sie 1959 beschäftigte.
Im Ergebnis waren beide Gruppen „jünger“ geworden, jedoch waren in der Gruppe, die sich 20 Jahre zurückversetzt hatte, deutlichere Veränderungen messbar. Beispielsweise hatte sich die Beweglichkeit ihrer Gelenke verbessert, in Intelligenztests waren Verbesserungen messbar.
Für die Wissenschaftlerin ein Beleg dafür, dass unsere Vorstellung vom Altern einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie wir tatsächlich altern. Eine wirksame Anti Aging Strategie ist es daher, sich jung zu fühlen und nicht immer nur das zu sehen, was man im Alter vielleicht nicht mehr gut kann oder denkt, nicht mehr zu können. Die Harvardprofessorin hat die Ergebnisse ihrer jahrzehntelangen Arbeit z.B. in ihrem Buch „Die Uhr zurückdrehen?: Gesund alt werden durch die heilsame Wirkung der Aufmerksamkeit“ zusammengefasst.
Da freie Radikale als potenziell zellschädigend gelten, sie aber als Abfallprodukte des Stoffwechsels zwangsläufig entstehen, vertreten einige Forscher die Meinung, dass durch eine kontrollierte Ernährung und die Begrenzung der zugeführten Kalorien, die Entstehung der freien Radikalen begrenzt werden kann. Der Körper wird „entstresst“, weil er nicht permament mit der Verstoffwechselung der ihm zugeführten Nahrung beschäftigt ist. In dieser Kategorie ist auch das sogenannte „Dinner-Canceling“, also der Verzicht auf Nahrungsaufnahme nach etwa 16:00 Uhr aufzuführen. Hier wird die Theorie zugrunde gelegt, dass der Mensch optimal mit leerem Magen abends zu Bett gehen soll, damit sich der Körper nachts auf andere Prozesse, wie z.B. Reparatur von Zellschäden etc. widmen kann und nicht mit der Verdauung und Verstoffwechselung von Nahrung beschäftigt ist, wozu er zwangsläufig den anderen Prozessen Energie abzieht.
Manche Forscher gehen davon aus, dass der negative Einfluss der freien Radikalen durch die zusätzliche Zufuhr bestimmter Vitamine, Liponsäure oder Selen begrenzt oder gar ausgeschaltet werden kann, was sich entsprechend positiv auf den Alterungsverlauf auswirken soll.
Da sich Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Bewegungsarmut, Stress, Übergewicht, ungesunde Ernährung, zu wenig Schlaf, Umweltgifte, Umweltverschmutzung ungünstig auf den Alterungsprozess auswirken, sollte man diese Faktoren so weit möglich ausschalten. Eine gesunde Lebensweise, die dabei keineswegs Genuss entbehren muss, gehört wohl zu den wichtigsten Anti Aging Strategien.
Glaubt man den Versprechungen der Kosmetikindustrie, dann sorgen Cremes, Lotionen, Öle und andere Pfelegeprodukte ebenfalls für ein jugendliches Aussehen von Haut und Haar.
Schönheitsoperationen wie z.B. Gesichtslifting und Behandlungen wie Faltenunterspritzungen und Botoxbehandlungen sind in den letzten Jahren auch in der breiten Bevölkerung angekommen.
Beispielsweise kann heute bei den sogenannten „Wechseljahren der Frau“, durch eine Hormontherapie unter ärztlicher Aufsicht gegengesteuert werden.